Langläuferin in St. Aegyd

Langlaufen zwischen Schneegestöber und Hauben-Genuss

Auf der Verbindungsloipe in St. Ägyd laufe ich durch die stille Winterlandschaft, finde meine Begeisterung fürs Langlaufen wieder und bleibe dabei stets auf der Spur zum kulinarischen Genuss im Landgasthof "Zum Blumentritt".

Unberührte Winterlandschaft, zahlreiche gespurte Loipen und Schneegestöber – noch vor kurzem hätte ich all das nicht für möglich gehalten. Während die Sonne bei mir zuhause (Bz. Neunkirchen) den letzten Schnee zum Schmelzen bringt, prophezeien Wetter- und Loipenbericht für St. Ägyd am Neuwalde beste Langlaufbedingungen. Perfekt, denn heute möchte ich mich dort nach Langem wieder auf Langlaufski wagen. Tatsächlich verändert sich das Wetter bei meiner Anreise schlagartig, im Mostviertel ist es wieder weiß und winterlich.

Das Nordische Zentrum St. Ägyd: Alles, was das Langläuferherz begehrt

„Es stimmt, das Nordische Zentrum St. Ägyd ist wirklich ein Geheimtipp in Sachen Wintersport“, denke ich begeistert. Das betrifft nicht nur die, gerade eindrucksvoll demonstrierte, schneesichere Lage, sondern auch das übrige Angebot: über 80 Loipenkilometer in sechs Gebieten sorgen für jede Menge Abwechslung, ein Wintersportverleih für das Equipment und Wirtshäuser fürs kulinarische Wohl. In einem davon, dem Landgasthof  "Zum Blumentritt", habe ich für später einen Tisch reserviert, davor geht es aber hinaus in den Schnee. Nachdem ich beim Verleih meine Ausrüstung abgeholt habe, starte ich bei der nahe gelegenen Loipe meine Langlauftour. Die 5 km lange Verbindungsloipe nach Kernhof verläuft flach zwischen Wald und Wiesen und eignet sich ideal für mein „Langlauf-Comeback“.

Schneereiches Langlaufvergnügen auf der Verbindungsloipe bei St. Ägyd

Gespannt versuche ich die ersten Meter auf Langlaufskiern nach Jahren. Den Blick konzentriert auf die Spur gerichtet, bekomme ich anfangs von der Landschaft rund um mich nicht viel mit. Das ist heute aber gar nicht so schlimm. Dichte Schneewolken trüben die sonst grandiose Aussicht, die sich Langläufern hier normalerweise bietet. Vor meinem Gesicht tanzen dafür unzählige Flocken durch den Winterhimmel, bald wird daraus ein ordentliches Schneegestöber. Wenn Winter, dann richtig.

Langsam komme ich in Schwung und finde meinen Rhythmus. Die Ski gleiten schneller und sicherer durch den Schnee, immer öfter wage ich es aufzuschauen. Vor mir liegen weite, verschneite Wiesen, ab und zu sind die Umrisse der Berge zwischen den Wolken zu sehen. Ich genieße die kalte Luft, das Schneetreiben und die Ruhe auf der Loipe. 1,5 Stunden später schnalle ich meine Ski müde, aber mit einem unübersehbaren Strahlen im Gesicht wieder ab. Das Langlaufen war anstrengend, das Rhythmische und Langsame dieses Wintersports haben mich aber begeistert. Dass ich wieder komme und weiter laufe ist wahrscheinlich. Heute beschränke ich mich aber auf die wenigen verbleibenden Meter zum Wirtshaus.

Ein paar Schritte zur Erholung: Einkehr im Landgasthof "Zum Blumentritt"

Optimal zwischen Loipe und Verleih gelegen, bietet sich das Landgasthof "Zum Blumentritt" perfekt für eine abschließende Einkehr an. Die Lage ist aber nur einer von vielen Gründen, wie ich bald merke. Hinter der unscheinbaren Fassade verbirgt sich ein geschmackvolles Wirtshaus mit ausgezeichneter Küche.

Kaum eingetreten fühle ich mich sofort wohl. Ein paar Meter entfernt knistert ein Feuer im Schwedenofen, die Gaststuben sehen einladend aus. Das lichtdurchflutete „Egydistüberl“ mit heller Holzvertäfelung und kuscheligen Lammfellen wirkt freundlich und stilvoll, die klassische „Jagastube“ ist ebenso geschmackvoll eingerichtet und zurückhaltend dekoriert. Bevor ich an einem Tisch in der Jagastube Platz nehme, wärme ich mich noch am Feuer auf. Noch ist es ruhig im Wirtshaus, weswegen mir die sympathische Gastwirtin Christa Gesellschaft leisten kann. Seit genau 25 Jahren führen sie und ihre Schwester Ulli das Wirtshaus und die dazugehörigen Gästezimmer völlig allein, erzählt sie mir stolz. Völlig zurecht finde ich, denn schon jetzt lässt sich erahnen, dass sie hier Großartiges geschaffen haben.

Mehrgängiges Finale eines Wintertags im Mostviertel

Was Ulli für mich in ihrer Küche zaubert wird mir noch länger in Erinnerung bleiben. Das Gedeck (mit gesalzener Butter, Kürbis-Topfen Aufstrich und Grammeln) stillt den ersten Hunger, die Stosuppe wärmt mich vollends auf. Als Überraschung serviert Christa die berühmten Grammelknödel des Hauses. Die dürfen weder auf der Karte noch bei anderen Festen im Freundes- und Familienkreis fehlen, wie mir die Köchin später augenzwinkernd erzählt. Das anschließende Beiried ist perfekt rosa gebraten und wird von einem Glas Rotwein begleitet, der Mini-Eiscafé beendet das ausgezeichnete Menü.

Mittlerweile hat es noch mehr zu schneien begonnen. Durchs Fenster beobachte ich das rege Schneetreiben und die Langläufer, die nun vermehrt von der Loipe zurückkehren. Auch das Lokal beginnt sich langsam zu füllen, vor allem abends empfiehlt es sich einen Tisch zu reservieren. Bald begebe ich mich selbst hinaus in den kalten Winterabend. Gerade jetzt wäre das Zimmer im Obergeschoß weit verlockender, als die Heimfahrt. Das nächste Mal, verspreche ich mir selbst, werde ich auch eines der Winterangebote des Hauses buchen und ein ganzes Wochenende in St. Ägyd verbringen.